„Doppelbesetzung zum Zwecke des Wissenstransfers“
Generationenwechsel bei der Wirtschaftsförderung Steglitz-Zehlendorf
Der Wirtschaftsförderung Steglitz-Zehlendorf steht ein Generationenwechsel ins Haus. Ihr Leiter, Michael Pawlik, verabschiedet sich nach fast 45 Dienstjahren in den Ruhestand. In seine Fußstapfen tritt Till-Steffen Busse. Damit er diese auch von Anfang an gut ausfüllt, bereiten sich beide seit August 2024 auf die Übergabe vor.
Als im Jahr 2001 in Berlin die Bezirke fusionierten, hatte Michael Pawlik schon gut zwei Jahrzehnte Erfahrung in der öffentlichen Verwaltung gesammelt. „Damals war ich Leiter des Wirtschafts- und Gewerbeamtes“, erinnert er sich. „Als dann Steglitz und Zehlendorf zusammengeführt wurden und die Wirtschaftsförderung als neue Organisationseinheit entstand, habe ich deren Leitung übernommen.“ Zu Anfang sei alles noch klein gewesen, meint er.
Beratung von Existenzgründer:innen und Stellungnahmen zu Gründungsvorhaben zum Beispiel für das Sozialamt standen damals auf der Tagesordnung. Mit der Zeit wuchsen die Aufgaben – und mit ihnen auch die Projektvolumen. „Heute setzen wir im Bezirk Projekte in Millionenhöhe um“, sagt Pawlik. Eines davon wächst seit einiger Zeit auf dem Gelände des früheren US-Militärkrankenhauses in der Fabeckstraße – das FUBIC (Business and Innovation Center next to Freie Universität Berlin Campus) der WISTA Management GmbH. Mit solchen Schwergewichten, denkt er, sei eine solide Basis geschaffen, um sie an seinen Nachfolger zu übergeben.
„Dass ich hier gelandet bin, hat auch ein wenig mit Zufall zu tun“, sagt Till-Steffen Busse. „Ich habe Politikwissenschaften studiert und hatte ursprünglich nicht vor, in die öffentliche Verwaltung zu gehen.“ Doch es kam anders. Vor fünf Jahren bewarb er sich als Trainee im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf und landete bei der Wirtschaftsförderung, an die er sein Herz verlor. Nach weiteren Stationen als Sachbearbeiter und Projektmanager wird er nun in die Fußstapfen seines Chefs treten: „Ich stehe jetzt vor einer leitenden Position und bin sozusagen in die Rolle hineingewachsen.“ Helfen soll außerdem, was auf Beamtendeutsch „Doppelbesetzung zum Zwecke des Wissenstransfers“ heißt. Ein Instrument, das die öffentliche Verwaltung ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung stellt und das den Wechsel so reibungslos wie möglich machen soll. Um viel Erfahrung und Wissen von einer Generation an die nächste zu übergeben. Ein anderes Instrument nennt sich Seniorcoaching. Dort würde der oder die ehemalige Stelleninhaber:in auch nach seinem/ihrem Weggang noch für drei Monate als Ansprechpartner:in zur Verfügung stehen. Bei Busse ist das nicht notwendig. „Ich bin seit Jahren in alle Vorgänge involviert und habe alle Projekte begleitet“, sagt er. „Auf der Projektebene ist der Wissenstransfer nicht so gravierend.“ Stattdessen konzentrieren sich sein Mentor und er vor allem auf das verborgene Organisationswissen.
„Ich merke, dass bei mir über die letzten Monate ein qualitativer Sprung stattgefunden hat“, erzählt Busse. „Ich habe viele Aspekte der Leitungsfunktion kennengelernt.“ Doch er ist sich auch sicher, dass vieles von dem, was eine gute Führungsperson ausmacht, mit Erfahrung zu tun hat. „Das ist nicht alles übertragbar, aber ich kann mir den einen oder andern Kniff abschauen und natürlich wichtige Kontakte vermittelt bekommen.“ Für ihn ist es eine sehr fordernde und spannende Zeit, meint der baldige Chef der Wirtschaftsförderung Steglitz-Zehlendorf.
Und sein Mentor? Der freut sich einerseits auf den wohlverdienten Ruhestand. Andererseits ist er aber auch ein kleinwenig wehmütig. „Ich hätte mir schon gewünscht, bei den großen Projekten wie dem FUBIC noch in aktiver Funktion dabei zu sein“, gesteht er. „Aber ich kann auch loslassen. Ich weiß ja, wie ich dazu beigetragen habe.“
Kai Dürfeld für POTENZIAL